Aloisio Lorscheider
Der deutschstämmige Brasilianer, Kardinal Aloiso Lorscheider, war lange Jahre Vorsitzender der CNBB (Brasilianische Bischofskonferenz) und des CELAM (lateinamerikanische Bischofskonferenz).
Aloísio Leo Arlindo Kardinal Lorscheider OFM (* 8. Oktober 1924 in Estrela, Brasilien; † 23. Dezember 2007 in Porto Alegre) war zuletzt Erzbischof von Aparecida.
Aloísio Lorscheider, Sohn der deutschen Einwanderer Joseph und Veronica Lorscheider, trat mit neun Jahren in das Seminar der Franziskaner von Taquari ein und erhielt dort seine Schulbildung. Anschließend wechselte er nach Divinópolis, wo er Philosophie und Katholische Theologie studierte. Am 1. Dezember 1942 wurde er als Novize der Franziskaner aufgenommen, am 22. August 1946 legte er die Feierliche Profess ab. Am 22. August 1948 empfing er das Sakrament der Priesterweihe.
Lorscheider unterrichtete anschließend zwei Jahre lang Mathematik, Deutsch und Latein am Seminar von Taquiri, ehe ihn sein Vorgesetzter nach Rom an die Päpstliche Universität Antonianum (Pontificio Ateneo Antonianum) entsandte, wo er 1952 zum Doktor der Katholischen Theologie promoviert wurde. Nach seiner Rückkehr nach Brasilien lehrte Lorscheider bis 1958 am Seminar der Franziskaner in Divinópolis und veröffentlichte zahlreiche Essays und Fachaufsätze. Von 1958 bis 1962 war er dann Dozent an der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom. In dieser Zeit übernahm er auch die Betreuung mehrerer katholischer Jugendverbände.
1962 wurde er von Papst Johannes XXIII. zum Bischof des Bistums Santo Ângelo im südlichsten brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul ernannt. Am 3. Februar 1962 empfing er durch Alfredo Vicente Kardinal Scherer sowie die Mitkonsekratoren Bischof Benedito Zorzi und Bischof Luiz Felipe de Nadal die Bischofsweihe. 1973 wurde er von Papst Paul VI. zum Erzbischof des Bistums Fortaleza ernannt.
Lorscheider nahm als Konzilsvater am II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) teil und setzte entscheidende Maßstäbe bei den darauf folgenden lateinamerikanischen Bischofsgeneralversammlungen von Medellin und Puebla. Von 1973 bis 1995 war er Erzbischof von Fortaleza im armen Nordosten Brasiliens. Eine für ihn schwere Zeit, in der er klare Stellung bezog in Menschenrechtsfragen und sozialen Konflikten. Er wurde zum unerschrockenen Anwalt für die Rechte von Minderheiten und aus der Gesellschaft Ausgegrenzten, wie etwa für lokale Indianergruppen, Gefangene und Obdachlose. Sein ganzer Respekt und sein persönliches Interesse galt der Theologie der Befreiung. So reiste er beispielsweise zusammen mit seinem bekannten franziskanischen Mitbruder, Kardinal Paulo Evaristo Arns aus Sao Paulo, 1987 nach Rom, um den damals zum Schweigen verurteilten Befreiungstheologen Leonardo Boff vor der Glaubenskongregation im Vatikan (Kardinal Josef Raitzinger) zu verteidigen.
Papst Paul VI. nahm ihn 1976 in das Kardinalskollegium auf. Lorscheider wurde bekannt für sein großes pastorales Engagement und seine hohe theologische Bildung, mit der er großes Ansehen innerhalb der brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) erlangte, die er schließlich von 1971 bis 1979 leitete. Von 1973 bis 1979 war er darüber hinaus Präsident der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz CELAM sowie 1975/75 Präsident von Caritas International.
Im Alter von 70 Jahren wurde er 1995 zum Erzbischof des Erzbistums Aparecida im Bundesstaat São Paulo bestellt, dem bedeutendsten Wallfahrtsort Brasiliens. 2004 wurde seinem Rücktrittsgesuch durch Papst Johannes Paul II. stattgegeben.
Am 23. Dezember 2007 verstarb er nach schwerer Krankheit in Porto Alegre.
Sein Cousin war José Ivo Lorscheiter (1927–2007), Bischof von Santa Maria von 1974 bis 2004. Auch Ivo Lorscheiter war jahrelang Generalsekretär und Vorsitzender der Brasilianischen Bischofskonferenz gewesen.