Flavio Cappio
Bischof Luiz Flavio Cappio, Brasilien, versuchte durch einen Hungerstreik das gigantische Fehlprojekt (Umleitung des zweitgrößten Flusses Brasiliens, den Rio Sao Francisco, zugunsten der großen Agrarkonzerne, gegen die arme Bevölkerung) zu verhindern. Man holte ihn wieder aus dem Koma. Inzwischen glaubt Bischof Cappio, dass er sich besser als Lebender für die Rechte der Armen einsetzt.
Biographie
Luís Flavio Cappio OFM (* 4. Oktober 1946 in Guaratinguetá, São Paulo, Brasilien) ist Bischof der Diözese Barra. Er wurde als Umweltaktivist bekannt.
Luís Flavio Cappio wurde am 4. Oktober 1946 in Guratinguetá (São Paulo) am Tag des Heiligen Franziskus geboren. Von seinen 61 Jahren hat er mindestens 40 am Ufer des Rio São Francisco verbracht.
Noch in jungen Jahren, nach Abschluss seines Theologie- und Wirtschafts-Studiums, verließ er seine wohlhabende Familie und trat der Ordensgemeinschaft der Franziskaner bei. Die Priesterweihe empfing er am 19. Dezember 1971. Bis 1974 wirkte er in der Arbeiter-Seelsorge in São Paulo, bis er in die semiaride Region des Bundesstaates Bahia aufbrach. Damals reiste er lediglich mit der Kleidung, die er am Leib trug, in die Armenregion des Nordostens ab.
1997 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof des Bistums Barra ernannt, eines Bistums in einer sehr armen Gegend am Mittellauf des Rio São Francisco in Nordost-Brasilien. Die Bischofsweihe spendete ihm am 6. Juli 1997 der Erzbischof von Aparecida, Aloísio Kardinal Lorscheider OFM; Mitkonsekratoren waren Paulo Evaristo Kardinal Arns OFM, Erzbischof von São Paulo, und sein Amtsvorgänger Itamar Navildo Vian OFMCap, der neue Bischof von Feira de Santana.
Umweltengagement [Bearbeiten]
Bischof Cappio (Dom Frei Luis) wurde über die Grenzen Brasiliens bekannt, als er am 4. Oktober 1992 zusammen mit drei weiteren Aktivisten, dem Soziologen Adriano Martins, Schwester Conceição und dem Bauern Orlando de Araújo, über ein ganzes Jahr hinweg eine Wallfahrt von der Quelle bis zur Mündung des 2.700 km langen Rio São Francisco machte. Mit diesem symbolischen Akt wiesen die Wallfahrer die Öffentlichkeit auf die gravierenden Probleme des Flusstals und seiner Bevölkerung hin. In einem Gottesdienst an der Quelle zu Beginn der Pilgerreise zog Bischof Cappio folgendes Resümee: „Die verzweifelte Lage im São Francisco-Tal ist Teil einer globalen Krise. Sie macht uns bewusst, dass der blinde Fortschrittsglaube zur Unterentwicklung vieler Völker geführt hat und das Leben der ganzen Erde bedroht. Es liegt an uns, weiter dem Weg des Todes zu folgen oder uns für das Leben einzusetzen.“
Die Situation des Flusses verschlimmerte sich jedoch weiter. Die Regierung Lula treibt seit 2005 ein Projekt zur Umleitung von Teilen des Flusswassers voran. Angesichts dessen sah dom Luís Flávio in der Tradition des gewaltfreien Protestes von Mahatma Gandhi in einem Hungerstreik die letzte Chance des Widerstandes. Am 26. September 2005 begann er sein Fasten und Beten in Cabrobó, dem Ort, an dem die Wasserentnahme für den Nordkanal gebaut werden soll. Tausende Menschen kamen nach Cabrobó, um sich solidarisch zu zeigen, aus der ganzen Welt schickten die Menschen Briefe, um den Widerstand zu unterstützen.
Nach elf Tagen beendete er sein Fasten aufgrund des Versprechens des Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, dass ein umfassender Dialogprozess mit der Bevölkerung über das Projekt der Umleitung durchgeführt werde und die Revitalisierung des Flusses Priorität habe. Dieses Abkommen wurde vom Präsidenten nicht eingehalten, was eine Reihe von Protesten und rechtlichen Einsprüchen gegen das Projekt auslöste. Stattdessen wurde das brasilianische Militär Ende Mai beauftragt, mit den Bauarbeiten zu beginnen. Es vergingen zwei Jahre vergeblicher Versuche von Organisationen der Zivilgesellschaft, einen demokratischen, transparenten und partizipativen Dialog über das Projekt zu erreichen. Nun entschloss sich Bischof Cappio erneut zu dem radikalen Schritt, seinen Hungerstreik als Zeichen des friedlichen Widerstands gegen die Zerstörung des Rio São Francisco fortzusetzen. Er nahm am Morgen des 27. November 2007 in der São-Francisco-Kapelle in der Gemeinde Sobradinho (Bahia) am Ufer des Sobradinho Stausees sein Fasten wieder auf, bis er es am 20. Dezember 2007 nach einem Schwächeanfall beenden musste; er hatte erfahren, dass die Regierung den Weiterbau des Flussprojektes entschieden hatte. In Sobradinho zeigt sich der gravierende Zustand des Rio São Francisco und seine fehlende Wasserkapazität besonders deutlich.
In Europa hat er zahlreiche Unterstützer, unter anderem die Missionszentrale der Franziskaner und die bischöfliche Werke Adveniat und MISEREOR.