Erwin Kräutler
In Europa sehr bekannt ist der österreichische Bischof Erwin Kräutler aus dem brasilianischen Amazonasgebiet. Verschiedene Male trachtete man ihm nach dem Leben und versuchte ihn umzubringen. Bischof Erwin lebt und kämpft weiter.
Alternativer Nobelpreis 2010
Inhalt dieser DVD
1. Bischof der Armen/ Alternativer Nobelpreis 2010 16 Min.
2. CIMI - Indianer MissionsRat der Brasilianischen Bischofskonferenz 10 Min.
3. Das LAND OHNE ÜBEL (Fastenaktion 2002 der Brasil. Bischofskonf. CNBB) 21 Min.
4. VORSICHT ZERBRECHLICH (zur IndianerMission in Brasilien) 18 Min.
5. Tränen der Hoffnung (500 Jahre Leidensgeschichte der Indianer Brasiliens) 19 Min.
6. SCHATZ der Krenak (Eigenes Land, eigene Identität) 20 Min.
ERWIN KRÄUTLER, wie viele seiner Bischofskollegen in Südamerika, verkörpert eine Kirche, deren Existenzberechtigung und Sendung darin besteht, "die Menschen von ihren Fesseln zu befreien, den Stimmlosen eine Stimme-, den Gefangenen die Freiheit zu geben.."(Lk 4,18f)
Diese Kirche definierte ganz neu in den Nach-Konzils-Jahren "Missionierung" und "Evangelisierung", besonders der Armen und der Minderheiten, darunter die indigenen Völker.
ERWIN KRÄUTLER steht in dieser pastoralen Arbeit der Kirche an vorderster Front. Allzu oft hat er bewiesen, dass er es ernst meint mit dem Evangelium. "Sorgt euch nicht um euer Leben... Suchet vielmehr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit..." (Mt.6)
Für seine Arbeit und seinen mutigen Lebenseinsatz erhält er 2010 den Alternativen Nobelpreis. In der Pressemitteilung der Stiftung Right Livelihood heißt es:
Die "Alternativen Nobelpreise" 2010 ehren die Macht des Wandels von unten.
Bischof ERWIN KRÄUTLER (Brasilien) wird geehrt " für ein Leben, den Rechten indigener Völker gewidmet, und für sein unermüdliches Engagement, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren".
Jakob von Uexküll, Gründer und Co-Chair der Right Livelihood Award Stiftung, bemerkt nach der Entscheidung der Jury: "Wahrer Wandel beginnt von unten: Mediziner, die nicht auf Politiker warten, bevor sie handeln, um unnötiges Leiden im Nahen Osten zu beenden. Arme Dorf-Einwohner, die sich selbst aus der Armut helfen; und Umweltbewegungen, die es ermöglichen, dass Opfer ökologischer Zerstörung sich wehren können. Diese Arbeit an der Basis kombiniert mit zielgerichteten Einsätzen - beispielsweise für die Bürgerrechte indigener Völker-, zeigt, weshalb die diesjährigen "Alternativen Nobelpreis" wieder einmal Vorbilder präsentieren, deren Arbeit und Engagement weltweit beispielhaft sind."
Biographie
Erwin Kräutler (* 12. Juli 1939 in Koblach, Vorarlberg) ist römisch-katholischer Bischof und Prälat von Xingu, der größten Diözese Brasiliens.
Am 7. November 1980 wurde er von Papst Johannes Paul II. als Nachfolger seines Onkels Erich Kräutler zum Bischof des mit 350.000 km2; flächenmäßig größten brasilianischen Territorialprälatur Xingu ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 25. Januar 1981 Erzbischof Carmine Rocco, Apostolischer Nuntius in Brasilien; Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Belém do Pará, Alberto Gaudêncio Ramos, und sein Amtsvorgänger, Eurico Kräutler CPPS.
Von 1983 bis 1991 war Kräutler Präsident des Indianermissionsrats der Brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI). 2006 wurde er erneut Präsident des CIMI, nachdem der amtierende Präsident Bischof Franco Masserdotti tödlich verunglückt war.
1983 wurde Kräutler wegen Teilnahme an einer Solidaritätsaktion mit Zuckerrohrpflanzern von der Militärpolizei festgenommen und verprügelt. Am 16. Oktober 1987 überlebte Kräutler einen Mordanschlag schwer verletzt, als ein Kleinlastwagen frontal in seinen PKW fuhr. Sein Mitfahrer wurde bei dem inszenierten Autounfall getötet. Die Täter und der Auftraggeber des Mordanschlages wurden verurteilt, der Auftraggeber jedoch nach einem zweiten Verfahren freigelassen.
1995 wurde Kräutlers Ordensbruder und Mitarbeiter Hubert Mattle am Bischofssitz Altamira ermordet.
Nach der Ermordung der Umweltaktivistin und Ordensschwester Dorothy Stang im Jahr 2005 wurde Erwin Kräutler wiederholt mit dem Tod bedroht, da er auch Hintermänner vor Gericht bringen wollte. Weitere Gründe für Morddrohungen sind sein Widerstand gegen das Staudammprojekt Belo Monte und seine Anzeigen gegen einflussreiche Personen in Altamira wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Kinderprostitution.
Kräutler gehört seit langem zu jenen Bischöfen Südamerikas, die die „Option für die Armen“ vertreten. Seine Überzeugung, dass eine Seelsorge unter den Indios, die der sozialen Unterschicht angehören, mit einer Bekämpfung der Armut einhergehen müsse, ist durch sein Wirken und das vieler anderer Priester seit einigen Jahrzehnten in der Bevölkerung Lateinamerikas und zunehmend auch für konservative Bischöfe unbestritten.
Vom 16. November bis 12. Dezember 1997 nahm Bischof Kräutler als einer der 15 von der Bischofskonferenz gewählten und vom Papst bestätigten Delegierten des Brasilianischen Episkopats im Vatikan an der Synode für Amerika teil und erhob seine Stimme im Namen der Völker Nordbrasiliens für deren Rechte und gegen die skrupellose Plünderung und Ausbeutung Amazoniens. Er erreichte – im Namen der Bischofskonferenz – dass die Rechte der indigenen Völker Brasiliens nun gesetzlich geschützt sind.
Zitate und Gedanken Erwin Kräutlers:
* Wenn einer sagt, die Befreiungstheologie hat ausgedient, dann hat sein Christentum ausgedient. (
* Dass die Befreiungstheologie tot sei, ist ein kompletter Unsinn. Unter Befreiungstheologie verstehe ich jene Theologie, die aus einem Gottesverständnis geboren worden ist. Es geht um jenen Gott, der gesagt hat, ich habe den Schrei meines Volkes gehört. Er sagt es zweimal. (Kräutler im Gespräch mit Isabella Campbell-Wessig, Jakob Mitterhöfer und Rudolf Schermann (Kirche Intern Nr. 4 vom April 1999, Seite 14) [8]
* Wir müssen von unserem ethnozentrischen und eurozentrischen Denken und Handeln – auch in der Kirche gibt es ein kolonialistisches Gehabe – abkommen und die indianischen Kulturen achten und auf sie Rücksicht nehmen. Es geht nicht darum, diesen Menschen ein abendländisches Glaubenspaket zu übergeben, sondern zunächst einmal darum, in einem solidarischen Mit-Leben zu erfahren, wie sie denken, wie sie selbst sind" (aus Erwin Kräutler, Kirche mit indianischem Antlitz - Eine Utopie?)
* In einer Welt der technologischen Modernisierung, der wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Integration, aber auch des Werteverfalles, des Ethikverlustes, der Eingriffe in Gottes Schöpfung sind wir mehr denn je auf eine hohe Warte gestellt und dürfen nicht ihrer Aufgabe entfliehen. (29. August 2004 bei der Entgegennahme des GLOBArt-Awards)
* Wir brauchen kein neues Menschenbild, vielmehr ist es notwendig, aus den Erfahrungen der Vergangenheit und neuen wissenschaftlichen und empirischen Erkenntnissen eine zeitgemäße Sicht zu gewinnen, die zulässt, alle Menschen der Erde als Teil einer gemeinsamen Menschheitsfamilie betrachten zu können. – Die vielzitierten „Hoffnungsträger für eine bessere Welt“ sind damit alle Menschen, die ihre Verantwortung in und gegenüber der Gesellschaft aktiv wahrnehmen (wichtig ist das praktische Handeln). Der interdisziplinäre Austausch von Kunst, Wissenschaft und Religion kann mithelfen, das eigene Menschbild zu finden. Dabei gilt es, darauf zu achten, die unveräußerliche Würde jedes einzelnen Menschen und die daraus resultierenden Rechte anzuerkennen. (29. August 2004 bei der Entgegennahme des GLOBArt-Awards)
* Es ist Auftrag der Kirche, noch mehr für eine weltumspannende Liebe zwischen Nationen und Völkern einzutreten und auch selbst konkrete Zeichen zu setzen. Es geht um die Gerechtigkeit, ohne die es nun einmal keinen dauerhaften Frieden geben wird. (Kräutler im Gespräch mit Maja Schlatte (Aus: Kärntner Kirchenzeitung vom 8. März 1998) [9]
* Kirchen müssen sich mehr für Frieden engagieren [...] Für unsere Kirchen ist die Globalisierung eine Herausforderung. Die Universalität des Einsatzes unserer Kirchen ist die einzige Alternative zur ausgrenzenden Globalisierung. {...] Die sogenannte „Umwelt“ sei keine anonyme Größe „sondern unsere Mitwelt.“ [...] In den Kirchen sei in dieser Richtung bisher viel zu wenig geschehen, kritisierte Kräutler bei seinem Festvortrag im Rahmen der GlobArt-Academy und forderte eine „Globalisierung der Solidarität“
06.12.2010 Bischof Erwin Kräutler erhält den Alternativen Nobelpreis in Stockholm.